›knaben‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) (2024)

früher hiesz knabe auch der jüngling, der junge mann, dem noch geltenden mädchen (alem. tochter) gleich jungfrau entsprechend, gegenüber dem verheirateten mann, der frau, also zur bezeichnung der ersten männlichkeit bei keuschheit, und eben das ist vielleicht der grundbegriff; und wie mägdlein, so früher auch knäblein vom jüngling.

a)

junggesell schlechthin, 'knab, juvenis' voc. inc. teut. n 3ᵃ (und nur so): ob der knabe und diu juncfrowe ir fleisch ze einander hânt gemischet. Schwabensp. 48, 1 W. (vorher jungelinc); wenne der knab ein wîb nimet âne sîner vrûnde rât. kulmisches recht 5, 52, also auch im md., weit im nordosten, wo doch jetzt das ganze wort unheimisch ist;

ie zwischen zwein meiden gie (beim tanz)

ein knabe der ir hende vie (faszte).

Helmbrecht 102;

der schultheisz sol .. vor vasenacht, als man gewonlichen zu der heiligen ehe grifet, besechen, welche knaben und töchteren zu dem alter sint dasz si billichen wibe und man nemmen sollen, dasz er dan wibe und man gebe jeglichem sinen genoszen (an recht ebenbürtigen). weisth. 4, 470, v. j. 1411; welcher mansname ('mannsen') oder knabe unverandert (unverheiratet) ist, noch dhein eelich wib hat. 1, 409, v. 1452; vor drizehen jaren, da er ein knabe und unverandert were. 411; mit einem knaben der ein wittfrauw zur ehe nimmt. erbrecht von Flaach (schweiz.), v. j. 1658, bei Osenbrüggen rechtsalt. aus der Schweiz 2. heft s. 84. so gilt noch in der Schweiz chnab für junggesell, keuscher jüngling (Tobler 110ᵇ), die jungen burschen bilden eine geschlossene gesellschaft, die knabenschaft (Stalder 2, 113). die jungen burschen im dorf heiszen auch elsäss. noch die knaben, vgl. kirchweihknabe. tirol. knôb lediger mann Frommann 6, 298. und das war noch im 16. 17. jh. nicht blosz oberdeutsch:

doch sol dasselb (das ehrenkleid) bei man und knabn,

bei frawn und jungfrawn masze habn,

das man darin nicht allzuweit

über gebür des standes schreit.

Ringwald l. w. 95 (84);

knaben und jungfrauen. Simpl. 4, 315, 21 Kurz. noch unser heutiges alter knabe rührt daher, eig. alter junggesell (Stieler 990). berechnet wurde der knabe, junge bursche als 'halber mann', wie folg. zeigt (vgl. rechtsalt. 258):

die stadt schickt anderthalben man (zum kampfe),

das ist ein hausknecht und ein knab,

kein reicher burger kumbt herab.

Soltau 232.

b)

zuweilen wird dasselbe jung noch dazu gesetzt, wie in jungfrau, z. b.:

wo man zur freud zusamen kümpt,

frawen, jungfrawen, junge knaben.

Waldis Es. 4, 87, 37;

jungfrawen und junge knaben. Garg. 201ᵇ (374), und so oft im folg.; schon mhd. vom Helmbrecht (1069) der junge knabe, es ist etwa wie jetzt der junge mann, nur dasz diesem die frische abgeht, die knabe hinzubrachte. vgl. übrigens unter 1, b.

c)

es liegt in der sache, wenn in diesem knabe frische und lebenslust hervortreten (die keuschheit aber zurücktritt); es war lange für die jungen männer ihr ehrenwort unter den leuten, wie es ihrerzeit geselle, bub, bursche, kerl, bruder gewesen sind oder sind, doch mit mancherlei abschattungen.

α)

so schon mhd., z. b. der hôchgeborne knabe von Achilles troj. kr. 6529, ein ûʒ erwelter knabe 6555 (ebenso jungelinc das.); ein heimzogen knabe Haupt 8, 557 von einem jungen edelmann, der nie in die welt gekommen; knaben aber auch von den dorfburschen (auch dorfknaben) bei Neidhart 98, 32. 100, 6. xliii, 14. 136, 23; auch Helmbrechts gesellen heiszen knaben 1179. 1193, er selbst 151. 155. 209, es gieng eben wie kneht, meit u. a. durch alle lebenskreise, als gleiche form für alle stände.

β)

besonders entwickelt erscheint es im 15. 16. jh., im 14. 13. beginnend, namentlich in bezug auf das liebeleben der zeit:

ain knab was so hold mir,

das er on mich nit mocht geleben.

Hätzl. 227ᵃ;

das ich mir uszerwelet han

zu troste ainen knaben guͦt,

der anders nit gedenken tuͦt

dann wie er leb ze willen mir.

116ᵃ (jung man 117ᵇ);

ja, fraw, zewar, die warhait tuͦt euch zwingen,

das der knab von hinnen far (meldet der wächter).

8ᵃ, vorher jüngling;

mit senftem ach

begund der knab da sprechen.

35ᵇ,

er heiszt in demselben liede man, knecht, gesell, jüngling;

ich pin ain junge stolze dirn

und gee gern mit den knaben spacirn.

fastn. 738, 4;

und lasz mich gern di knaben antasten.

737, 23;

ir lieben frauen, nu hort uns knaben,

was wir euch hie zu klagen haben.

519, 3;

im meien am reien

sich freuen alle knaben und mägdelein.

Uhland volksl. 244;

soll ich ein nunn gewerden

dann wider meinen willen,

so will ich auch einem knaben jung

seinen kummer stillen.

854, v. j. 1359 (Limb. chr.);

jungfraw, ich solt euch danken (für die gelösten rätselfragen)

mit Schwaben und mit Franken (d. h. im namen der ..)

so ich die Franken nit mag haben,

so dank ich euch mit allen .... knaben.

13,

die lücke war mit dem namen des orts oder gaues auszufüllen, wo mans sang, wie z. b. mit allen Augsburger knaben, der junggesellenschaft, knabenschaft, die ihm soll danken 'helfen' im namen des gaues, landes (vgl. Neidhart 16, 2 H., Germ. 10, 142);

der knab der stuͦnd alleine:

feins lieb, du solt nit weinen.

132;

der sich uf einen distelbaum setzt

und sich uf junge knaben verläszt,

der läszt sich ein blinden leiten.

101;

der die röslein wirt brechen ab,

röslein auf der heiden,

das wirt wol tun ein junger knab,

züchtig, fein bescheiden.

111;

hübscher junger knab.

8;

der knab was seuberleich.

165 (das. jüngling);

das erhort ein junger knab,

ain waideleicher gesell.

666;

so mancher stolzer knab.

92;

do kam ain frischer junger knab,

ain jüngling her gegangen.

729;

der uns disz liedlein neuw gesang,

ein freier knab ist er genant.

122. 737;

sie stecket den knaben in die kist (verbirgt ihn vor dem mann).

735, es ist ein furman 734.

wie fest eingewachsen der ausdruck war, zeigt dasz s. 233 in einem rein nd. liede (übersetzung eines hochdeutschen s. 231) du junger knab unverändert stehen blieb, wie s. 242 in einem gleichfalls so übersetzten nd. de knabe, s. 535. 536 ebenso ich armer schwarter knab (hd. schwartenhals 534); s. 674 sogar knebelin in einem nd. liede, wie mnl. cnapelijn.

γ)

der stolze, frische, freie knab, weidelicher knabe s. 5 zeigt, in welchem sinn das wort gebraucht war. dasz z. b. stolz zum begriffe dieses knaben gehörte, zeigt eine aus jener zeit gebliebene volksmäszige rätselfrage: was ist stolzer als der knab? mit der antwort: das pferd ist stolzer als der knab. Schröer wb. der d. mundarten des ungr. berglandes 128. diesz wie andres macht glaubhaft, dasz die knaben selbst dabei an den höfischen sinn des wortes dachten (s. 4, a), s. die angabe unter 1, f aus dem Simpl.; sie machten auch anspruch auf den titel junker und von, s. M. Lindener, verf. des Katziporus in Gödekes grundrisz 375.

δ)

freilich auch die schlimmeren gesellen, von deren treiben sich das volkslied und die unterhaltungsliteratur der zeit auch nährte, führten den namen, z. b. die schlemmer:

got bhuͤt mich jungen knaben

dasz mir kein unmuͦt kum!

Uhland volksl. 583, so singt ein schlemmer;

freut euch, ir lieben knaben,

der herbst (weinernte) erzaigt sich wol.

607;

got bhuͤt die frumen knaben

die allzeit vol wöln sein.

610;

vil leicht sich geit (begiebt)

zu solicher zeit (kirchmess)

ain schnöder streit

von üppiglichen knaben.

660, es sind bauerburschen.

ε)

einige dieser verbindungen waren völlig zu einem eignen begriffe geworden (wie bei kerl 'guter kerl' u. a.). so freier knab: dann ich auch der guten gesellen einer bin, die man (jetzt) die freien knaben nennt. Katziporus a 2ᵇ (guter gesell ist der ältere, aus der mhd. zeit stammende ausdruck, 'flotter bursche', s. sp. 581 mitte);

das alter ist sogetan,

das es macht zu einem kinde manchen weisen man ...

und machet stille manchen freien knaben.

priamel des 15. jh., Germ. 3, 374.

die landsknechte waren solche freie knaben, hier zugleich mit dem nebensinn der ungebundenheit durch haus und heim (wie schon mhd. frîer buobe im Renner):

noch (dennoch) sind sie freie knaben,

trutz! wers in weren tar (zu wehren wagt).

Uhland volksl. 529.

die schlemmer, die sich selbst so nannten und sich stolz als orden bezeichneten, hieszen nasse knaben, und das hatte wieder eine entwickelung für sich, dasz es dann auch abenteurer, geriebene gesellen überhaupt bezeichnete:

bis er die nassen knaben (zechgesellen) find.

H. Sachs 1, 522ᵈ;

das ist mir ein nasser knab (der verlorne sohn),

mit spilen gwint im kainer ab.

Schmelzl verlorner sohn 22ᵃ;

die beurin er (Epple von Geilingen) fraget auf der stet,

was man vom Eppele sagen tet?

die beurin im ein antwurt gab,

der Eppele (sagte man) wär ein nasser knab.

Uhland volksl. 343. Körner hist. volksl. 198;

ein tross ohn nasse knaben (unter unfindbaren dingen). Fischart groszm. 587 Sch., bummler, landstreicher. ähnlich, wie guter gesell vorhin, auch guter knabe: indem kam ein guter vogel, ein gartknecht (unbeschäftigt umherziehender landsknecht) ... spricht sie ganz freundlich an (wie dann derselben guten knaben gewohnheit ist) umb ein zehrpfenning. Wickram rollw. 85. ähnlich frischer knabe (s. folg. sp.), frommer knabe, eig. tapfrer bursche, aber durchs leben zu ganz anderm sinn gekommen (s. 3, c), wie schon Helmbrecht 1274 seine spieszgesellen frume knaben nennt, die nichts weiter missethun als rauben und stehlen. es ist begreiflich, dasz auch knabe allein endlich schlimmen sinn haben konnte, knaben haben z. b. nach Vintler das rotwälsch aufgebracht:

so habent etlich knaben gfunden

ein neüwe sprach bei disen stunden,

und heiszet mans die rotwelsch.

Haupt 9, 104.

ähnlich nl. kurzweg hij is een knaap, ein lustiger bruder.

d)

besonders auch von kriegern, kriegsknaben gleich kriegsknechte, 'knecht oder reisknaben' Keisersberg (reisige knechte): hebts (das kind), ir lieben paten, wie die frommen cheiben die eidgnoszen iren lieben pfetterman (gevatter) könig Heinrich (von Frankreich, bei dessen taufe die eidgenossenschaft gevatter stand) ... aber botz chuͤwunden, es kost disz göttelkindlin (patchen) manchen feinen Abbezeller chnaben (in den kriegen für Frankreich). Fischart Garg. 110ᵇ (Sch. 197);

das hands verdient an kilchen brennen,

die selben Schwizer knaben.

Wolff hist. volksl. 479, vom j. 1444, spöttisch melkerknaben 485;

woluf, ir lieben Schwizerknaben,

wir wend die landsknächt vertriben!

Uhland volksl. 441;

der üns disz liedli nüws gesang,

ein guͦter Schwizerknab ist ers genant.

443;

also zoch der ber (Bern) mit fröiden hin ..

mit sinen frischen frien knaben.

Lenz Schwabenkrieg 152ᵃ;

da was menger frischer knab (von Schaffhäusern).

127ᵃ 107ᵃ;

wie es ietz stand (stehe) in Lombardy,

und ouch von unsern knaben,

wie es in ergangen sy.

Schweizer lied von 1513, Körner hist. volksl 87;

lob und dank thetend wir sagen

gott in dem höchsten thron,

das wir unsere knaben (Schweizer zuzug)

sahend mit macht har kon (kommen).

89, wie 'unsere leute', nostros;

die Dockenburger knaben

die zugen frölich dran.

Lenz 72ᵃ;

so kompt das vendlin traben

von Zürich mit sinen knaben.

145ᵃ,

und so gewöhnlich den feindlichen knechten, landsknechten gegenüber. doch wird auch diesen der ehrentitel nicht vorenthalten, wie umgekehrt zuweilen auch von den eidgenoszen knechte gesagt wird:

domit fuͦrens iro straszen,

mancher lantsknechtischer knab.

Lenz 101ᵇ;

die welsch gard ward gesant

den von Thierstein zu hand (zu hilfe)

mit etlichen tütschen knaben.

106ᵃ.

so die hegöwischen knaben 128ᵃ, die westerrichischen knaben 150ᵃ. 105ᵇ, landsknechte aus dem Westrich (es sind reiter 151ᵃ). die teütschen knaben Soltau 214, mancher Geckenknab Uhland 501, die Armagnacs ('arme gecken'). über die geldrischen landsknechte triumphiert ein eidgenosz:

es sind lüt, heiszend gällersch knecht,

denen beschach nun (nur?) eben recht,

si warend die frischen knaben (spielten die übermütigen):

zuͦ Dornach uf der gruͤnen heid

ligends noch unvergraben.

Körner hist. volksl. 46.

e)

dieses knabe für junger mann zeigt sich aber samt dem dufte, der sich im volksliede daran gesetzt hatte, noch lange nach dem 16. jh., auch in höhern kreisen (das, was wir jetzt volkslied nennen, wirkte ja bis ins 17. jh. bestimmend auf die bildung und gedanken aller ohne ausnahme). so bei Luther, auch in der bibel: und da man sie hin zum tode füret, erwecket gott den geist eines jungen knabens, der hiesz Daniel (der den mut hat das falsche zeugnis wider die Susanna zu offenbaren). Susanna 45 (παιδάριον);

wol durch zween junge knaben

hat er sein wunder macht bekand.

Luther 8, 370ᵇ (Soltau 264);

die knaben stunden wie ein mawr,

verachten die sophisten.

das. (265) u. s. f.,

in dem liede zum preise der zwei mönche, die in Löwen 1522 als ketzer verbrannt wurden, er hielt es im ton der 'volkslieder', denn er kannte dafür keinen andern;

darumb, du knab im krausen haar,

frei nicht vor sechs und zwanzig jahr.

Ringwald laut. warh. 157 (1621);

als mancher knab von leichtem mut

im läger hin und wider thut.

81 (1597),

in Brodkorbs bearbeitung von 1700 in pursch geändert (bursche kommt noch jetzt dem begriffe am nächsten);

ganz ritterlich die bürgerschaft,

viel junger knaben auch herzhaft

theten so tapfer streben,

für ihr geliebtes vaterland (die stadt Braunschweig)

wagten sie leib und leben.

Soltau 2, 302 v. j. 1606,

es sind handwerksgesellen, die bürger und handwerkes burs s. 306;

Maria sampt dem knaben (Johannes)

beweinten freund und sohn.

Fleming 11 (23 Lapp.),

also noch im edelsten sinne; die seele ist wie eine fledermaus, wenn die verliebten knaben in den gedanken sitzen und vor ängsten das maul offen lassen, so wischt sie davon. Weise überfl. ged. (1701) 369; armen schäferknaben nennt sich in dessen erznarren c. 34 s. 343 ein verliebter in liebesversen. hochzeitsknaben, die den bräutigam geleitenden junggesellen, in einem kinderspruch Simrock kinderbuch nr. 191 s. 81, wie hochzeitsknecht. noch Kindleben studentenlex. 121 (1781) gibt an, knabe habe ehemals einen 'liebhaber' bedeutet, 'einen jungen wackern menschen der die gunst eines ehrbaren frauenzimmers suchte'.

f)

in neuerer zeit nur noch dichterisch, meist dazu in anlehnung an die alte sprache:

ein guter dummer bauerknabe,

den junker Hans eins mit auf reisen nahm (als diener) ....

ja, vater, rief der unverschämte knabe u. s. w.

Gellert 'der bauer und sein sohn', nach Waldis Esop 3, 88;

soll eine jungfer nächstens frein,

so schaut sie drin (in der quelle) den knaben,

den sie beim sechsten vollmondschein

zum bräutigam wird haben.

Langbein ged. (1788) 62;

da schlug der knab den knecht und wurde flüchtig.

Schiller 523ᵃ, Tell 1, 4,

es ist Arnold von Melchthal, bei Tschudi in der entsprechenden stelle junger mann, jüngling und diener, bei S. Frank aber auch der knecht sagt es seinem herren, der knab oder jüngling entran. Germ. chron. 1538 208ᵃ;

an der quelle sasz der knabe,

blumen wand er sich zum kranz.

Schiller, 'der jüngling am bache', v. j. 1803;

Bürger übersetzte Homers κοῦροι so (bei Voss jünglinge):

füllten die knaben den kump bis oben zum kranze mit wein an.

Il. 1, 470.

öfter bei Göthe, in liedern und im Faust:

sah ein knab ein röslein stehn ....

und der wilde knabe brach

s' röslein auf der heiden.

1, 17;

der lüsterne knabe

er winkt mir ins haus.

1, 33;

verflieszet, vielgeliebte lieder ....

kein knabe sing entzückt euch wieder,

kein mädchen in der blüthenzeit.

1, 68;

es war ein knabe frech genung ....

der hatt ein armes mädel jung

gar oft in arm genommen.

1, 181, 'der untreue knabe', nachher bube;

geh (bach), sag ihr gleich und sag ihr oft,

was still der knabe wünscht und hofft.

1, 209, 'der junggesell und der mühlbach';

stellt sich die schöne müllerin dar

dem erstaunt erzürnten knaben.

1, 216, sonst jüngling;

bleibe, schönes mädchen, ruft der knabe.

1, 244 (braut von Corinth), sonst jüngling, auch mann;

die gegenwart von einem braven knaben

ist, dächt ich, immer auch schon was.

12, 11;

da sieh mir nur die schönen knaben! ....

gesellschaft könnten sie die allerbeste haben

und laufen diesen mägden nach!

12, 49, bürgermädchen sagen es von 'schülern';

ein braver knab (Faust), ist viel gereist,

fräuleins alle höflichkeit erweist.

12, 156.

in der braut von Corinth mag ihm zugleich antiker gebrauch vorgeschwebt haben, wie denn dichter den Endymion, Narcissus, Adenis u. a. dgl. knaben nennen, nach lat. puer, gr. παῖς:

nicht stillt Aphrodite dem schönen knaben die wunde,

die den zierlichen leib grausam der eber geritzt.

Schiller 84ᵇ (nenie).

g)

grösztentheils aber ist es ausdrücklich der sprache des volkslieds entnommen, in dem dieses knabe wie anderes aus dem 16. jh. bis heute nachlebt, und zwar durch ganz Deutschland hin:

es sah ein knab ein röslein stehn,

röslein auf der haiden u. s. w.

Herder volksl. (1778) 2, 151, 'aus der mündlichen sage' s. 307;

und da es war um mitternacht,

dem könig träumts so schwere,

dasz es fürwahr ein schön jung knab

bei seiner tochter wär.

Herders nachlasz 1, 162, aus Göthes eigner samml. von 1771 aus dem Elsasz;

es wollt ein knab spazieren gehn.

das. 172;

der jung knab weckts braun Annelein.

173;

dasz mir der lose knab

nicht kommt an meine hand.

174;

allweil wir beid einen knaben lieb haben,

ach gott, wie wollen wir theilen!

E. Meier schwäbische volksl. 374;

es hatt ein knab ein mägdlein lieb.

wunderhorn 4, 71, niederrh. (von H. Heine aufgezeichnet);

es gieng ein knab spazieren,

spazieren bei der nacht.

4, 73, aus Schlesien;

schön dank, schön dank, mein feiner knab.

4, 307, nrh.;

ein junger knab gassaten gieng.

Erk liederhort s. 303, aus Franken;

da begegnet ihr derselbige knab,

der des nachts bei ihr geschlafen hat.

302, aus Hessen;

es war ein edler knab,

der freit eine arme magd.

Hoffmanns schles. volksl. s. 64 (s. 4, a);

zu Wesel auf der schanz

da stand ein junger knabe (einer von Schills officieren 1809).

Soltau 2, 445.

daher auch noch bei neueren dichtern und vermutlich für immer im tone jener lieder:

der knabe sprach zur jungfrau schön

nach süszem liebesscherz.

Arndt ged. (1860) 65;

doch immer hüpften ihren tanz

im abendroth, im sternenglanz

die knaben und die dirnen.

Platen;

und als ich kam zum eisgen see,

hab ich einen knaben gefunden,

es flosz wol über den winterschnee

sein blut aus tiefen wunden.

Geibel ged. 112 (1850).

h)

auszerdem nur in herabsetzendem sinn, im munde älterer, wie junge: Miller (zu Ferdinand). zurück! weg! greife nicht an das vaterherz, knabe! Schiller 208ᵇ (cab. u. liebe 5, 2);

Philipp. wo ist don Carlos, mein infant? der knabe

don Carl fängt an mir fürchterlich zu werden.

252ᵇ;

Philipp. diese memmen weinen,

von einem knaben (Carlos) weich gemacht.

302ᵇ;

Attinghausen (zu Rudenz). lern dieses volk der hirten kennen, knabe!

526ᵃ.

so spricht Bürger (1824) 6, 193 von poetenknaben, unreifen dichtern (weim. jahrb. 6, 93).

›knaben‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) (2024)

References

Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Gov. Deandrea McKenzie

Last Updated:

Views: 5382

Rating: 4.6 / 5 (46 voted)

Reviews: 85% of readers found this page helpful

Author information

Name: Gov. Deandrea McKenzie

Birthday: 2001-01-17

Address: Suite 769 2454 Marsha Coves, Debbieton, MS 95002

Phone: +813077629322

Job: Real-Estate Executive

Hobby: Archery, Metal detecting, Kitesurfing, Genealogy, Kitesurfing, Calligraphy, Roller skating

Introduction: My name is Gov. Deandrea McKenzie, I am a spotless, clean, glamorous, sparkling, adventurous, nice, brainy person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.